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Friday, May 14, 2004

Beschwerde - einseitige Berichterstattung ILA im RBB

Email an die Abendschau, abendschau@rbb-online.de

Sehr geehrte Damen und Herren,

leider mußte ich bei Ihrer gestrigen Berichterstattung feststellen, daß Sie die Kehrseite der ILA bewußt ausblenden:
Lärmbelästigung, Präsentierteller der Rüstungsindustrie, sinnloses Verschleudern von Kraftstoffen 'for fun'.

Nachdem ich auf meine Email zur Eingangsberichterstattung (siehe unten) keine Reaktion erhielt, legten Sie gestern in der Abendschau noch einen drauf.

Ganz tolle Sachen erwarten die Besucher an den Wochenenden, atemberaubende Flugshows (Rammstein läßt grüßen), die Fliegerstaffeln hätten schon mal geübt.

- Gestern hatte ich nachmittags an meinem Arbeitsplatz den Eindruck die ILA würde das WISTA Gelände mit einem Dauerangriff bedenken.
- Bereits im Vorfeld der ILA und seit ihrer Eröffnung ist die Lärmbelästigung ins unerträgliche gewachsen. Das Donnern hält bis zur Abenddämmerung an.
Da kommt dann richtige Vorfreude fürs Wochenende auf.

Außer der Thematisierung der Lärmbelästigung erwarte ich, daß bei der Berichterstattung auch folgende Aspekte angesprochen werden

Der Eurofighter ein großartiges Geschäft (sie berichteten am Montag darüber) - welchen Umfang haben die Mittel die dafür verschwendet werden und an anderer Stelle fehlen (Neuverschuldung, Bildung, Soziales,.....)
Wieviel Flugbenzin wird im Rahmen der ILA verballert, wielange könnte die BVG damit Ihre Fahrzeugflotte unterhalten. Es ist ein Hohn wenn nur für den Spaß (ohne Transportzwecke) Unmengen an Treibstoff in die Luft geblasen werden, was soll dann jeder Einzelne sich bemühen, seinen privaten CO2-Ausstoß zu reduzieren?

Mit freundlichen Grüßen
Ein sehr unzufriedener Zuschauer
T. Sobisch


Hier meine Email vom Montag an die Abendschau:


Sehr geehrte Damen und Herren,

ich habe gestern Ihren Startbericht zur ILA gesehen. Erwartungsgemäß zeichneten Sie ein durchweg positives Bild entsprechend dem Motto schön, daß so eine große wichtige Messe bei uns stattfindet.
Dem auf den ILA Plakaten zu findenden Motto "der Traum vom Fliegen" ist bezogen auf die ILA der 'Traum von Ruhe und Abrüstung' entgegenzusetzen.

Es ist schon bedenklich, wenn gerade die "Luftfahrtindustrie" im Aufschwung begriffen ist, zu wesentlichen Teilen wegen des Abflusses der knappen öffentlichen Mittel für Rüstungszwecke. In Anlehnung an "die Kuh im Propeller" - "und das also entwickelt sich jetzt Genossen".

Es wäre sicherlich angebracht, mal bei den Anwohnern im Umfeld der ILA nachzuforschen. Dann würde sicherlich eine weniger einseitige Betrachtung herauskommen.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr interessierter Zuschauer

T. Sobisch

2 comments:

T. Sobisch said...

Antwort von RBB
email von marlis.kaminski-alter@rbb-online.de

vielen Dank für Ihre Bemerkungen zur Berichterstattung über die
Internationale Luft-und Raumfahrtausstellung (ILA) in der Abendschau.
Sie kritisieren die Ihrer Meinung nach einseitigen und zu positiven
Beiträge über die Ausstellung.
Wir haben Ihre Hinweise geprüft und sind zu folgendem Ergebnis gekommen:
Auch wenn wir in den Beiträgen mehrfach auf die ausgestellten Flugzeuge
der Bundeswehr eingingen, so geschah das unserer Meinung nach in einem
ausgewogenen Maße. So haben wir zum Beispiel in dem allerersten Beitrag
über die ILA (Abendschau 9.5.) zwar über den Eurofighter berichtet, aber
sehr wohl bemerkt, dass ein Gerät mindestens 65 Mio Euro an
Steuergeldern kostet. In einer Bilanz der ILA (rbb aktuell 22.00 Uhr vom
15.5.) wurde außerdem darauf hingewiesen, dass die ILA ein Defizit von
1,3 Mio Euro produziert, dass das Land Brandenburg ausgleichen muss.
Auch wenn es für Sie nicht den Anschein hatte, so haben wir doch
ausführlich über eine Reihe von zivilen Anwendungen berichtet. Im
Mittelpunkt standen u.a. ein neues virtuelles Trainingssystem für
Fluglotsen, das neue Satellitennavigationssystem Galileo, die
Promotiontour des Dornier-Enkels für UNICEF und ein neuer besonders
leiser und ökonomisch fliegender Airbus, um nur einige Beispiele zu nennen.
Zu der von Ihnen kritisierten Beeinträchtigung der Anwohner durch die ILA:
Die Lärmbelästigung ist ein großes Problem, wir haben das auch immer
wieder in den letzten Jahren thematisiert. In diesem Jahr haben wir uns
nicht dafür entschieden, u.a. weil in dem bislang besonders betroffenen
Dorf Diepensee niemand mehr wohnt. Aber wir werden Ihre Anregung bei
einer künftigen Berichterstattung berücksichtigen.
Vielen Dank noch einmal für Ihre Hinweise. Wir hoffen, dass Sie auch
weiterhin die Abendschau einschalten.

Mit freundlichen Grüßen
i.A. M.Kaminski-Alter

T. Sobisch said...

Re Antwort RBBSehr geehrte Frau Kaminski-Alter,

vielen Dank dafür, daß Sie sich meiner Beschwerde angenommen haben.
Ich habe zur Kenntnis genommen, daß Sie versucht haben, sich mit meinen Argumenten auseinander zu setzen.

Mein Fazit bleibt davon jedoch unberührt. Ich hoffe jedoch, daß Ihre Absicht die Kritik zu berücksichtigen, zu Änderungen in der relevanten Berichterstattung führt.

Im folgenden meine Meinung zu Ihrer Antwort.

Die Information, daß das Land Brandenburg zur Unterstützung der Veranstaltung, die ich in erste Linie für eine Geschäfts- und Image Veranstaltung der Rüstungsindustrie verbunden mit Lärmbelästigung und Kerosinverschwendung halte, über 1 Million Euro 'übrig' hat, hätte sicher einen frequentierteren Sendeplatz verdient.
Ich gebe gern zu, daß die Großveranstaltung für die Besucher Unterhaltungswert hatte. Aus Vernunftgründen sollte man anstelle der ILA andere Anlässe schaffen.

Mein prinzipielles Problem ist nicht, daß über die ausgestellte Militärtechnik berichtet wurde. Ich halte die Information, "daß" die ILA hiervon dominiert wird sogar für sehr wichtig.
Mein Problem ist "wie" berichtet wurde. In dem Bericht über die "tolle" Technik konnte die Anmerkung über den Preis eines Eurofighters nicht wirklich als kritisch wahrgenommen werden.
Die "Berichterstattung" über zivile Anwendungen kann als solche das "Geschäft und die Präsenz mit Rüstungsgütern" nicht ungeschehen machen. Also auch dieses Argument geht am Kern der Kritik vorbei.
Das im Dorf Diepensee nun niemand mehr wohnt ist für die betroffenen Anwohner nun wirklich kein rechter Trost.